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Mit Vollgas in die Vergangenheit
Der rheinlandpfälzische Philologenverband will Eliten, Pfründe und Traditionen bewahren
Ein Kommentar von Frank Eschrich, Pirmasens

Wer das RHEINPFALZ Interview mit dem neuen Vorsitzenden des rheinlandpfälzischen Philologenverbandes Malte Blümke gelesen hat, weiß, wohin die Reise gehen soll. Im Mittelalter und in der Renaissance gab es mit der Elementarschule und der Lateinschule nur zwei grundständige Schultypen. Während die Elementarschule nur Grundkenntnisse in Lesen, Schreiben und Rechnen vermittelte, bereitete die Lateinschule auf ein Studium oder eine kirchliche Laufbahn vor. Der größte Teil der Bevölkerung erhielt gar keine Bildung.

Dass der rheinlandpfälzische Philologenverband als Lobby erzkonservativer Oberstudienräte kein Hehl daraus macht, dass er sämtliche Bemühungen, das dreigliedrige Schulsystem zu überwinden oder wenigstens zu reformieren, kategorisch ablehnt, verwundert nicht. Neu ist allenfalls die Art und Weise, mit der er Eliten, Pfründe und Traditionen um ihrer selbst Willen verteidigt.

Blümke will einfach nicht zur Kenntnis nehmen will, dass sich der Unterrichtsausfall auch an den Gymnasien durch Lehrermangel und Überalterung potenzieren, das schulische Angebot radikal verkürzen und die pädagogische Qualität weiter sinken muss. Darauf angesprochen erwiderte er nur, dass im Vorstand seines Philologen-Vorstand auch jüngere Jahrgänge vertreten seien. Die Schülerinnen und Schüler werden dem Philologenverband gewiss dankbar dafür huldigen, dass wenigstens sein eigener Vorstand nicht vollständig der gleichen Vergreisung zum Opfer fallen soll, die viele Kollegien an heimischen Schulen in absehbarer Zeit dahinraffen könnte.

Wie selbstverständlich argumentiert Blümke gegen jede Reform des Schulwesens: Weg mit Gesamtschulen, weg mit Realschule plus, weg mit ganzheitlichen pädagogischen Konzepten und längerem gemeinsamen Lernen. Mit Vollgas zurück in die Vergangenheit, als die Welt noch „in Ordnung“ war. Selektion statt Integration, Bildung von Eliten statt Bildung für das Volk lautet seine Devise.

Blümkes schlimmste Feinde sind jedoch Linksextreme - sie kommen gleich nach dem Satan und den sieben Todsünden. Am 23. November 2009 empfiehlt er in der RHEINPFALZ den Studierenden, sie sollten sich doch wenigstens nicht auch noch von „linksextremen Organisationen instrumentalisieren lassen“, wenn sie schon gegen schlechte Studienbedingungen und überfüllte Hörsäle protestierten.

Überhaupt Protest: Wenn jemand Grund zum protestieren hätte, dann sind das nach Blümke allenfalls die „geschundenen“ Gymnasien. Ihre dortigen Pfründe zu verteidigen, haben sich diese Philologen vor allen Dingen auf die Fahne geschrieben.

Dafür wird dann auch schon mal ganz „philo-logisch“ ein neuer Begriff von Gleichbehandlung erfunden: Mit solchen „Lappalien“, dass ein neues Dienstrecht rechtsstaatlichen Prinzipien folgen, alle gleichbehandeln und für alle Schulformen gleichermaßen gelten sollte, darf man Blümke nicht kommen. Er räumt ein, dass die Gymnasien durch das geplante neue Dienstrecht nicht benachteiligt würden. Aber weil sie davon auch nicht besonders profitieren, lehnt er die geplante Reform rundweg ab.

Redaktion WiVo, 28-11-2009, 07.30h




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