Der Demokratische Sozialist


TOP: Schläge, die niemand sieht
... Gewalt gegen Kinder

Unser politisches Schwerpunktthema

Vor einigen Tage wurde von UNICEF in Berlin die erste weltweite UN-Studie „Gewalt gegen Kinder“ vorgestellt. Die Ergebnisse sind erschütternd. Weltweit wird vielfach Gewalt gegen Kinder immer noch wie selbstverständlich hingenommen. Es gibt sogar viele Länder in denen sie ausdrücklich erlaubt ist.

In nur 102 von über 200 Staaten sind körperliche Disziplinierungsmaßnahmen in Schulen verboten. In 31 Ländern sind körperliche Strafen vom Auspeitschen bis hin zu Amputationen möglich. Aber selbst in Ländern, wo Gewalt gegen Kinder und Jugendliche gesetzlich verboten ist, wird die Umsetzung nur völlig unzureichend überwacht. Vor allen, wenn die Gewalt, was nicht gerade selten ist, zuhause und im Kreis der Familien und Angehörigen stattfindet, bleibt das kindliche Dauermartyrium oft verschwiegen und nichts dringt nach außen.

Die Kinder- und Jugendpolitikerin Elke Bauer Sprecherin der LAG Kinder, Jugend und Soziales der rheinland-pfälzischen LINKEN betont, dass Gewalt gegen Kinder in allen erdenklichen Formen auch in Deutschland noch immer ein großes Problem ist. Sie läßt in den letzten Jahren sogar Zunahmetendenzen erkennen. Obwohl Berichte über einzelne Exzesse in der Sensationspresse oft große Empörung auslösen, bleiben diese Spitze eines Eisbergs und bewegen kaum etwas.

Elke Bauer weist darauf hin, dass dieses Thema in der Politik viel zu oft ignoriert, tabuisiert und totgeschwiegen wird, obwohl Kinder- und Jugendpolitik vor allem eine Angelegenheit der Kommunalen Selbstverwaltung ist. „Kinder haben eben in vielen Fällen keine Lobby - wir wollen zukünftig in RLP ihre Lobby sein“, so die Ludwigshafenerin. „Obwohl gerade die Öffentliche Kinder- und Jugendhilfe immer wieder auf das kindliche Elend und die große Not der von Gewalt auch im Elternhaus betroffenen Kinder hinweist, findet selbst in Großstädten sehr häufig keine diesbezügliche Prävention statt.“

Frau Bauer betont, dass nach allen empirischen Erfahrungen Gewalt gegen Kinder entgegen landläufigen Annahmen kein schichtspezifisches Problem ist. Selbst in wohlhabenden Familien kommt es immer wieder zu anhaltender Gewalt gegen Kinder, die die kindliche Entwicklung auf das Schwerste schädigt. Eine ebenso häufige Fehlannahme ist, dass es sich dabei meistens um sexuell motivierte Gewalt handelt.

Die zuständigen Jugendämter können aber trotz Problembewusstseins häufig aus Geld- und Personalmangel erst eingreifen, wenn es zu spät ist und bei den betroffenen Kindern bereits Dauerschäden eingetreten sind. Auch das liegt kaum an "zu laxen" gesetzlichen Normen und mangelnder "Abschreckung" in der Rechtsprechung, sondern fast immer an fehlenden Ressourcen. „Aber wenn dann  etwas Schreckliches passiert ist"
, so Elke Bauer, "gibt es bei den verantwortlichen Politikern regelmäßig große "Betroffenheit" und auch pharisärerhaftes "Empörungsgeschrei" – ganz als habe man nichts mit dem Ressourcenmangel, der rechtzeitiges Handeln der Kinder- und Jugendhilfe verhindert hat, zu tun.“

Seit Jahren gibt es erprobte Modelle und Systeme, die nachweisliche Abhilfe und Erleichterung bringen könnten. Deren Realisierung bedarf zudem meistens nur geringer finanzieller Anstrengungen in den Kommunen - allerdings fast immer eines grundlegenden Umdenkens. Dazu ist es aber unbedingt nötig, dass die landespolitisch Verantwortlichen mehr Bereitschaft und Problembewußtsein zeigen, und die lokale Kinder- und Jugendhilfearbeit besser fördern und unterstützen. Notwendig sind nicht nur die üblichen Förderungs- und Stellenfinanzierungsprogramme" für die so genannte "freie Kinder- und Jugendhilfe", sondern vor allem auch eine weitaus bessere Ausstattung der Öffentlichen Jugendhilfe und der zuständigen Jugendämter. Denn diese müssen schließlich neben ihrer praktischer Arbeit auch noch die gesamte Koordination leisten und die Verantwortung tragen.

Elke Bauer betont für DIE LINKE, dass das Land Rheinland-Pfalz endlich die Notwendigkeit der Gewaltprävention in der Kinder- und Jugendhilfe zur Kenntnis nehmen und Städte und Gemeinden auf breiter Basis materiell und ideell unterstützen muss.


Die zuständige Landesministerin Ahnen von der SPD hat allerdings bislang nur mäßiges Problembewusstsein gezeigt. Außer den üblichen frucht- und folgenlosen Tagungen, die ihr Landesministerium in regelmäßigen Abständen oft mit teueren und „hochkarätigen“ Referenten durchführen lässt, ist bisher im Land so gut wie nichts geschehen.

Dies verwundert nicht, weil mit der Bekämpfung der stillen Gewalt gegen Kinder öffentlich nicht allzu viel „Staat zu machen ist“ Dabei könnte schon die planmäßige Vernetzung von bis dahin unabhängig voneinander betriebenen vorbeugenden Maßnahmen der Kinder- und Jugendarbeit unter der Verantwortung der kommunalen Jugendämter vor allem im Bereich der so genannten zugehenden Hilfe nicht nur manche aktuelle Problemerleichterung, sondern vor allem auch dauerhafte und nachhaltige Verbesserungen bringen.

Hier ist das unter Fachleuten inzwischen recht bekannte „Dormagener Modell der vorbeugenden Kinder- und Jugendhilfe“ besonders hervorzuheben. Dieses System ist schon vor Jahren mit großem Erfolg in der rheinischen Stadt Dormagen bei Köln u. a. vom jetzigen Präsidenten des Deutschen Kinderschutzbunds Heinz Hilgers entwickelt und realisiert worden.

Elke Bauer kündigte für DIE LINKE an, dass man sich ab Jahresbeginn 2010 diesem traurigen Thema in besonderer Weise widmen wolle. DIE LINKE strebt einen intensiven Gedanken- und Konzeptaustausch mit den Trägern der Kinder- und Jugendhilfe in Rheinland-Pfalz an, und will sich nach ihrem Einzug in den Mainzer Landtag dieses Themas besonders in der politischen Praxis widmen.

Als politische Partei sieht DIE LINKE dabei ihre Aufgabe in erster Linie in der Sensibilisierung der Politik, damit die Praktiker der Kinder- und Jugendhilfe vor Ort zukünftig weitaus mehr materielle und ideelle Unterstützung bekommen.

Quelle: http://www.gewalt-gegen-kinder.de/
Quelle: http://www.unicef.de/4025.html

Das Dormagener Modell als PdF ..bitte hier klicken!

WiVo, 29-11-2009, 18.30h